Allgemeine Gedanken
Es folgt der Versuch einige grundlegende Dinge, die allen oder zumindest mehreren Manövern zugrunde liegen zu artikulieren.
Initiation
Grundsätzliche entscheidet vorne die Drehrichtung. Egal, ob es ein vorwärts oder rückwärts Manöver ist. Denn von hinten kann man vorne und die Aktivitäten dort sehen. Wichtig dafür ist, dass die Einleitung des Bugpaddlers klar und eindeutig ist, damit der hintere erkennen kann, worum es geht.
Die Paddelschläge für die Initiation sind immer einzelne Schläge (z.B. diagonaler Ziehschlag, Bogenschlag)
Alle Manöver vorwärts zur Onside und rückwärts zur Offside können mit diagonalen Ziehschlägen eingeleitet werden. Alle Manöver vorwärts zur Offside und rückwärts zur Onside können mit einem kurzen Bogenschlag (beim führenden Paddler) und überkorrigierten J-Schlag (beim folgenden Paddler) eingeleitet werden. Bei den rückwärts Manövern ist der Rückwärtsschlag der Initation ein einfacher Schlag, kein Compound Schlag, damit er sich von der normalen Rückwärtsfahrt unterscheidet.
Die Initiation findet für beide gleichzeitig statt.
Side slips haben keine Einleitung und können daran erkannt werden.
Kantung – rein
Der Bugpaddler gibt auch die Richtung der Kantung vor. Heckpaddler folgt leicht zeitversetzt mit der Kantung. Dies ist insbesondere bei Cross Placements mit Offside Kante für den Bugpaddler wichtig, weil die Bewegung sonst für den Bugpaddler unangenehm ist.
Placement
Ganz allgemein sind die Placements immer einteilig (z.B. stationärer Ziehschlag).
klassisch: passiver folgender Paddler
In der verbreiteten Darstellung des Placements im Tandem wird der führende Paddler als aktiver Paddler betrachtet, während der folgende Paddler im Grunde nur die Aufgabe hat “nicht zu stören und gut auszusehen”. Bei vorwärts Manövern macht also der Bugpaddler und bei rückwärts Manövern der Heckpaddler das Placement. Dabei sind die Abläufe und Bewegungen für den führenden Paddler recht festgelegt (die einzige Variation ist eine Cross Einleitung und ggf. Variation im Abschluss, wenn man danach was anderes machen will).
Der folgende Paddler hingegen hat wesentlich mehr Variationsspielraum aber nie einen Effekt auf das Manövern sondern das Paddel neutral im Wasser. Auch dort scheint sich aber eine Struktur zu ergeben mit immer ähnlichen Möglichkeiten (so wahnsinnig viele Möglichkeiten gibt es ja auch nicht). Entscheidend ist hier im Grunde lediglich die Kantung und Drehrichtung, nicht das Manöver. Je nachdem was man möchte, kann man das Manöver parallel zum anderen Paddler aufbauen.
aktiver folgender Paddler
Wir haben aber festgestellt, dass der folgende Paddler einen ganz erheblichen Effekt auf den Kurvenverlauf haben kann, wenn er das Paddel eben nicht neutral ins Wasser hält, sondern aktiv das Schleudern des folgenden Bootsendes behindert oder fördert. Es tragen also beide aktiv zum Manöver bei und der folgende Paddler entscheidet, in welche Richtung sich das Boot nach dem Manöver bewegt. Die Manöver bleiben ansonsten vom Ablauf her gleich, die Richtung der Weiterfahrt hat nur einen Einfluss auf den runden Ablauf der Conclusion (s.u.).
Während beim führenden Paddler während des Manövers die aktive Paddelseite immer die gleiche bleibt, kann der folgende Paddler je nach gewünschtem Manöververlauf mehrfach die aktive Seite wechseln. Damit kann er aktiv und gezielt den Charakter des Manövers beeinflussen: I) Wird das Ausbrechen des folgenden Bootsendes verhindert, kann das Boot auf einer Kurvenfahrt stabilisiert werden. Das Momentum bleibt entlang der Längsachse des Bootes erhalten, das Boot bewegt sich also weiterhin vorwärts bei vorwärts bzw. rückwärts bei rückwärts Manövern. II) Wird das Ausbrechen des folgenden Bootsendes zugelassen oder unterstützt, dann wird die Drehung des Bootes begünstigt. Das Momentum bleibt in der ursprünglichen Bewegungsrichtung erhalten. Aus einem Vorwärtsmanöver kann die Fahrt dann rückwärts, aber in gleicher Fahrtrichtung, fortgesetzt werden oder umgekehrt.
Beide können die Winkel ihres Paddels während des Manövers variieren und dadurch den Verlauf der Kurve/Drehung beeinflussen. Der Winkel des Paddels beim führenden Paddler kann zwischen neutraler Haltung und kompletter Bremsung variiert werden. Beim folgenden Paddler kann das Paddel basierend auf der neutralen Haltung geschlossen oder geöffnet werden. Im Laufe des Manövers kann damit auch von einem Verhindern des Ausbrechens/Schleuderns und dann des Zulassens gewechselt werden. Es ist nur sehr schwierig, das Schleudern wieder einzufangen, wenn es einmal begonnen hat. Der Christie ist hier ein Sonderfall des Placements, da er keine aktive Steuerung zulässt.
Conclusion
Im Gegensatz zu Initiation und Placement kann die Conclusion zweiteilig sein. Zum Beispiel hat der Wedge vorne als Conclusion einen kurzen (loaded) Slice mit anschließendem Bogenschlag. Bei einem Crossmanöver schließt sich außerdem die Rückführung des Paddels an (sofern kein Cross-Schlag folgt).
Dadurch, dass nicht immer beide Paddler eine zweiteilige Conclusion oder gleichlange Rückführung des Paddels haben, ist es sinnvoll den Start beider so abzupassen, dass sie gleichzeitig im nächsten Schlag ankommen. Dies ist zum Teil flüssiger möglich, wenn man den versetzt in die Conclusion startet. Eine parallele Conclusion ist jedoch immer auch eine Möglichkeit, die nur ggf. nicht ganz so rund ist. Wann was am besten passt, ist auch vom Paddelstil abhängig. Bei einigen Manövern wie dem Stern Cross Tangent ist es auch persönliche Vorliebe, was man angenehmer findet, selbst bei gleichem Paddelstil
Insgesamt ist für den Beginn der parallelen Conclusion ideal, wenn der Paddler mit dem weiteren Weg zur Conclusion den Zeitpunkt festlegt. Dies ist jedoch nur möglich, wenn er vom anderen Paddler gesehen werden kann. Der Heckpaddler hat immer Blick nach vorne, während je nach Manöver der Blick nach hinten schwieriger sein kann. Bei Rückwärtsmanövern gibt im Idealfall der Heckpaddler das Timing vor, weil er die Bootsdrehung besser beurteilen kann. Das ist allerdings nicht in allen Manövern gut machbar, weil der Bugpaddler nicht immer ausreichende Sicht nach hinten hat.
Dadurch, dass die Startposition für Vorwärts- und Rückwärtsschläge unterschiedlich ist, muss man von der Weiterfahrtrichtung abhängig machen, ob die Conclusion versetzt startet oder nicht (außerdem kann man je nach anschließender Fahrtrichtung Bogenschläge mehr oder weniger weit durchführen). Die folgende Fahrtrichtung ändert den jeweils besser passenden Conclusionablauf (parallel vs. versetzt) jeweils in das Gegenteil. Hier einige Beispiele:
- Axle
- Drehung: versetzt, vorne beginnt
- Kurve: parallel
- Cross Axle/Post
- Drehung: parallel
- Kurve: versetzt, vorne beginnt (Ausnahme: Cross Placement des Heckpaddlers, dann beginnt dieser wegen des weiteren Weges (s.o) zum anschließenden Cross Forward (s.u.))
- Stern Cross Axle/Post
- Drehung: parallel
- Kurve: versetzt, hinten beginnt (halbwegs zu sehen von vorne) (Ausnahme: Cross Placement Bugpaddler, dann parallel - Cross Rückwärtsschlag ist wenig praxistauglich. Damit haben beide Paddler einen langen Weg zum nächsten Catch und die parallele Conclusion bietet sich an.)
- Wedge/Tangent
- Drehung: versetzt, hinten beginnt (schwierig zu sehen von vorne)
- Kurve: parallel
- Stern Wedge/Tangent
- Drehung: versetzt, vorne beginnt
- Kurve: parallel Stern Cross Wedge/Tangent
- Drehung: versetzt, hinten schließt Cross Forward an(?)
- Kurve: parallel
Der genaue Ablauf einer versetzen Conclusion ist bei einigen Manövern beispielhaft im jeweiligen Abschnitt detailliert.
Ein Sonderfall sind anschließende Gimbals, weil dann ein versetzter Schlag im Anschluss gewünscht ist. Dies lässt sich durch einen entsprechenden Start der Conclusion erreichen.
Kantung – raus
Das Beenden der Kantung erfolgt bei beiden Paddler fast gleichzeitig. Meist hat der hintere jedoch einen deutlich größeren Effekt auf die Kantung, sodass dies der entscheidendere Zeitpunkt ist. Beim Axle/Post bietet sich bei folgender Vorwärtsfahrt der Catch des nächsten Schlages als Fixpunkt zum “Festhalten” an. Beim Wedge/Tangent lässt sich der Weg zwischen Ende des Bogenschlags der Conclusion und nächstem Schlag gut nutzen.
Bei Cross Manövern ist es allgemein angenehm, die Kantung während des Rübergehens des Bugpaddlers herauszunehmen. Wenn ein Cross Vorwärtsschlag bei einer Kantung zur Onside (Cross Post/Tangent) folgt, kann dieser jedoch auch gut genutzt werden, um sich als Bugpaddler “aus der Kantung” zu ziehen.
Weiterfahrt
Wenn beide Paddler ein Cross-Placement machen, ist es günstig die Vorwärtsweiterfahrt mit Cross Forwards zu beginnen. (Rückwärts gilt dies nicht, weil ein Cross Rückwärtsschlag unbequem ist.)
Je nach Situation ist es gut beim ersten Vorwärtsschlag nach Manöver auch im Bug die Drehung etwas korrigieren.
weitere Gedanken
Grundsätzlich mach es im Tandem Spaß mit den verschiedenen Möglichkeiten zu spielen und zu variieren. Neben den zeitlichen Aspekten, wie rund und abgestimmt das Manöver läuft, kann man zum Beispiel auch versuchen parallele Bewegungen einzusetzen. Wenn zum Beispiel einer oder beide Cross gehen, können die Paddel gleichzeitig eingetaucht werden (ggf. muss einer dafür extra das Paddel herausnehmen). Die Haltung im Placement kann ebenfalls gespiegelt werden.
Die grundsätzlichen Aspekte aus dem Solo Freestyle gelten auch im Tandem
- Arme gerade
- Paddeln mit Rotation und dem Paddel stets zugewandt
- Paddel senkrecht im Wasser
- Paddel waagerecht über das Boot führen